Die Schule
1914 kam Astrid in Vimmerbys Grundschule, etwa zu dem Zeitpunkt, als der Erste Weltkrieg ausbrach. Astrid fand es ein bisschen unheimlich, in die Schule zu kommen, und Mama Hanna musste sie zur Anmeldung begleiten. Der Pfarrer war da und rief die Kinder auf. Die Stimmung war so feierlich, dass viele Kinder es mit der Angst bekamen und anfingen zu weinen. Auch Astrid weinte ein wenig, als ihr Name aufgerufen wurde. Sie durfte wieder gehen und sich setzen, wenn sie wollte. Aber das wollte sie keinesfalls.
Märta und Anne-Marie
„Plötzlich waren die Tränen verschwunden. Ich hatte die Mauer der Schüchternheit gesprengt, und jetzt wollte ich auf jeden Fall bei den anderen bleiben. Unter keinen Umständen wollte ich zu meinem Platz zurückkehren. Vor mir stand ein hübsches schwarzhaariges Mädchen in einem roten Wollkleid. Die wollte ich kennenlernen. Ich tippte sie vorsichtig an, dann etwas stärker. Und noch mehr. Da drehte sie sich rasch um und sah mich mit einem so bösen und strafenden Blick an, dass ich glaubte, im Boden versinken zu müssen. Aber mit der Zeit wurden wir Banknachbarn und beste Freundinnen. Sie hieß Märta.“
Es war zu der selben Zeit, als sie Madita kennenlernte, oder Anne-Marie Fries, wie sie eigentlich hieß. Madita war in das Nachbarhaus von Näs, der „Villa“, wie das hübsche Haus genannt wurde, eingezogen. Madita und Astrid trafen sich jeden Tag, und da Ann-Marie stark und mutig war, bringt sie Astrid bei, sich zu prügeln: Aber Astrid ist die Wildere von beiden. Sie spielen oft Indianer und klettern in Bäumen und auf Dächern herum.
Selma Lagerlöf von Vimmerby
In der Schulbibliothek gab es massenhaft Bücher und Astrid las sie alle. „Ich hatte einen so furchtbar aufgestauten Lesehunger, dass es ein Wunder ist, dass ich mich nicht tot gelesen habe, wenn ich Bücher in die Hände bekam.“
Nach drei Jahren in der Grundschule gingen Astrid und Madita weiter auf die Realschule. Die Kosten für die Realschule betrugen 30 Kronen per Schuljahr. Der Schulgang war nicht für alle Kinder selbstverständlich, aber Samuel August konnte sich die Kosten für Astrid und ihre Geschwister leisten. Astrid mochte die Realschule sehr und sie hatte einen guten Lehrer in Sprachen, Adjunkt Tengström, der sie zum Schreiben ermunterte und ihre Aufsätze häufig in der Klasse vorlas. Als sie dreizehn war, wurde ein Aufsatz veröffentlicht, er hieß „Auf unserem Hof“ und wurde in der Zeitung von Vimmerby abgedruckt.
Da fing man an, sie Selma Lagerlöf von Vimmerby zu nennen, und Astrid beschloss, auf jeden Fall Schriftstellerin zu werden.